Liebste Anthea, liebster Lennox,
ganz sicher hat das Universum gewollt, dass wir mit dem Zug nicht in einer fremden, weit entfernten Stadt gelandet sind, sondern wieder in Deutschland. Und das aus zwei Gründen:
1️⃣ Erstens sind die Städte in Deutschland auch sehr schön, und man kann da viel entdecken und prima urlauben, und
2️⃣ Zweitens – und das ist ja noch viel besser – können wir hier eure Freunde treffen! Die ihr und eure Eltern schon ewig nicht mehr besuchen konntet – wegen Corona, oder weil das so weit ist, oder weil die Erwachsenen soviel arbeiten oder sonstwie verplant sind.
Heute morgen haben wir uns mit Antje von der Kalten Eiche verabredet, eine Freundin eurer Mama. Auch eine Thüringerin, so wie der Bach. Seinerzeit war sie die stärkste Frau im Lehrlingswohnheim (Disziplin Armdrücken), heute ist sie Illustratorin, Künstlerin und Veranstaltungsmanagerin der Universität Leipzig. –
Sie hat uns mit auf Arbeit genommen, und da kamen wir hier vorbei:
Das Denkmal links haben sie vor etwas mehr als 100 Jahren zum Andenken an die Völkerschlacht gebaut. Damals haben die Verbündeten (Preußen, Österreicher, Russen und Schweden) den französischen Kaiser Napoleon besiegt und aus dem Land geworfen. – Weil die Russen so toll gekämpft haben, wurde ihnen zum Dank die Kirche rechts errichtet.
Nach ihrer Arbeit zeigt uns Antje die Stadt. Ganz im Süden ist die Studentengegend. Nach ihrem schweren Studium treffen sie sich alle abends zum Feiern und Musikhören.
Aber wo studieren sie?
Ach hier. Der mächtige Turm auf dem Bild links gehörte früher zur Universität und hieß Weisheitszahn. Darin sind die Professor*innen und Studierenden hoch und ‚runtergewuselt auf der Suche nach Weisheit. – Heute heißt er „City-Tower“ und beherbergt den MDR und ein Restaurant auf der 31. Etage. Für alle, die schwindel-frei sind.
Wichtige Leute haben an der Leipziger Universität studiert: der Goethe (den hatten wir schon mal), dann Angela Merkel, ewig viele berühmte Musiker, Schriftsteller, Politiker, eure Eltern und viele ihrer Freunde.
Und schaut mal, wo wir da sitzen!
Das goldene Ei
Seit Wien verfolgt uns das Gold irgendwie. – Aber dieses „goldene Ei“ ist aus Bronze und heißt „Demokratie-Glocke“. Dekomanie-Brocken? … Demagogie-Glucke? … Affi grübelt.
Willst auch du den Leipzigern helfen und einen, ähm, kreativeren Namen für ihr Ei erfinden? Dann schreib deine Idee an: smilla.und.affi@magenta.de
Das Ei steht dort zur Erinnerung an die friedliche Revolution, die am 9. Oktober 1989 hier in der Nähe begann. – 70.000 Leute sind nach einem Gottesdienst durch die Stadt gezogen und haben friedlich gesagt: „Wir finden das blöd, wie ihr regiert, macht das besser. Wir hätten da ein paar Ideen.“ – Am Ende ging dann alles ganz schnell, und es ist eine Wiedervereinigung draus geworden. Wenn das gemacht wird, was die meisten wollen, heißt es Demokratie.
"Mein Leipzig lob ich mir ..."
„… es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute“, sagte ein Student im Lokal „Auerbachs Keller“, gleich um die Ecke von goldenen Ei.
Aufgeschrieben hat das der Goethe in seinem bekanntesten Buch. Darin schreibt er auch über des Pudels Kern, ein Meer von Irrtum, und dass Affi gern Lotto spielen würde. … Hm.
Wahrscheinlich hat er als Student hier heftig viel Wein getrunken. Außerdem hat er sich einen Teufel herbeigesehnt, der ihm alle Wünsche erfüllen sollte. Da links seht ihr ihn vor besagtem Lokal. – Wir lesen das Buch besser, wenn wir größer sind.
Der Wörlitzer Park
Oh glücklich, wer noch hoffen darf, aus diesem Meer von Wissenschaft, Geschichte und Dichtung aufzusteigen! Für heute haben wir genug gelernt.
Da führt uns Antje in den lieblichen Wörlitzer Park. Da gibt es viele Seen, Brücken, Paläste, ein Labyrinth, eine Grotte für Verliebte und vieles Schöne mehr. – Man kann rennen, toben und fremdartige Dinge anschauen.
Über die Hängebrücke da unten sind wir so ungefähr 20 Mal rüber und zurück gehechtet, das macht unglaublich Spaß!
Ihr Lieben, wir sind total begeistert von der schönen Stadt, dem tollen Park und den netten Freunden, die uns so viele schöne Dinge gezeigt haben! Dankeschön!
Jetzt sind wir schon ganz in der Nähe von unserer Heimat. Wir haben auch heftig Heimweh. Bald kommen wir nach Hause. Nur noch ein bißchen gucken …
▲ Da sind wir gerade