Eulenreise

Allerliebste Lieblingsmenschen,
da sind wir wieder! Und wir haben eine neue Freundin gewonnen. Das kam so: 
Gestern Abend haben wir einen kleinen Spaziergang gemacht und uns gefragt, ob wir jetzt weiterreisen oder nach Hause zurückkommen sollen. Aber wir beide wollen noch viel mehr von der Welt sehen und euch davon schreiben!
Langsam wurde es dunkel, aber das haben wir gar nicht gemerkt.
Plötzlich hörten wir ein Geräusch … so ein kleines Schaben von kleinen Füßen. Wir sind dem Geräusch gefolgt … und was haben wir gesehen? 

Maikäfer Marion

Ein Maikäfer! Das Schaben kam von seinen Füßchen. Äh, ihren. Sie hieß Marion, war voller Blütenstaub und putzte sich gerade ausgiebig unter ein paar Efeublättern. 
Wir haben gleich Freundschaft geschlossen, und Marion hatte eine tolle Idee, wie wir weiterreisen könnten. Denn das ist gar nicht so einfach: Die Grenzen zwischen den Ländern sind gerade wegen Corona geschlossen, damit man niemanden anstecken kann. 
Da WIR keinen Virus bekommen und auch niemanden anstecken können, dürften wir schon reisen. Nur gibt es keinen Zug oder kein Flugzeug, was wir nehmen könnten. Marion kennt eine Eule, um genau zu sein: eine Waldohreule. 

Eine Wald-Ohr-Eule?

Die sieht gar nicht so aus wie ein Vogel, denn Vögel haben ihre Augen rechts und links an den Seiten ihres Gesichtes. Eulen aber haben sie vorne, mitten im Gesicht – wie Menschen. Und Vögel haben auch keine Puschelohren. Eulen sind eben besondere Tiere 🙂
Diese Eule wollte nach Südtirol, das liegt knapp auf unserem Weg. Na fast jedenfalls.
Sie reist nur in der Nacht, denn Eulen sind scheu, sie sind am liebsten im Dunkeln unterwegs. Auf ihren Rücken würde sie uns mitnehmen und über die Berge fliegen. 

Also verabschiedeten wir uns von Marion, die sich beim Eintreffen der Eule sofort im Gras verbarg. Zwar sind die beiden gute Bekannte, aber Vorsicht ist besser als Nachtisch. Denn normalerweise haben Eulen kleine Käfer zum Fressen gern, so wie Kinder Smarties mögen.
Aber diese Eule mag Marion so sehr, dass sie lieber was anderes frisst.

Über die Alpen

Und dann flogen wir über die riesigen Berge, die die Menschen ALPEN nennen. Unsere Eule war ganz still, und weil Eulen sowieso fast lautlos fliegen können (man hört keinen Mucks, ehrlich!), waren wir dann auch mal still. Wir haben vom Himmel zwischen den Wolken auf die dunkle Erde hinabgeschaut, und weil der Mond schien, haben wir auch ab und zu einen Fuchs gesehen, der nachts jagen ging. Herrlich! Habt ihr schon mal einen Mondschein-Spaziergang gemacht! Müsst ihr unbedingt mal machen! All die Schatten, die man sieht … Und hinter jedem Schatten steckt eine verborgene Geschichte, die man sich gegenseitig erzählen kann 🙂

Am Reschenpass

Als die Morgendämmerung kam, flogen wir über den Reschenpass. Ein „Pass“ ist nicht nur eine Art Ausweis, wo der Name drinsteht und ein Foto des Gesichtes, es ist auch der Name für einen Weg in hohen, sehr steilen Gebirgen, wo man von der einen Seite des Berges auf die andere gelangen kann. Menschen haben echt für alles ein eigenes Wort!
Also, ihr werdet es nicht glauben, was wir da gesehen habe: Es gibt dort einen tollen See, auf dem man mit kleinen Segelbooten fahren kann, und im Sommer, wenn das Wasser sehr viel wärmer ist als jetzt, kann man auch mal seine Füße in das klare Wasser hängen. Aber als wir ankamen, waren da weder Segelboote noch Füße, da war jemand anders ins Wasser gestiegen: Ein Kirchturm! Ehrlich, guckt nur selbst!

Vielleicht war dem zu warm geworden und er hat eine kleine Abkühlung gebraucht? Das wollten wir unbedingt wissen, also haben wir uns von unserer freundlichen Eule unten auf den Boden absetzen lassen.

Sie war ganz froh, weil sie tagsüber sowieso schlafen muss, und hat sich ein ruhiges Plätzchen dafür gesucht. Und wir sind gleich los, um das Geheimnis der Kirche zu lüften.

Das Geheimnis des Kirchturms

Kaum waren wir am Boden, trafen wir auf ein Kaninchen, das sich ausgiebig putzte. Das haben wir gleich gefragt: „Was ist los mit diesem Kirchturm?“ Und es hat uns erzählt, dass der nicht alleine im See ist: Da ist noch ein ganzes Dorf unter dem Wasser! Der See ist nämlich ein Stausee. Menschen holen ja gern ihr Wasser aus einem Wasserhahn. Und wo kommt das her? Zum Beispiel aus einem Stausee. 
Der entsteht, wenn man Wasser in einem großen Becken staut. Man sucht also ein Tal, das von einem Flüsschen mit Wasser versorgt wird. Normalerweise fließt so ein Flüsschen oben in den See rein und an irgendeiner Stelle wieder aus dem See raus, den Hang hinunter Richtung Meer. Die Menschen lassen das Wasser aber nicht wieder herausfließen, und so sammelt es sich an, und der See wird immer größer und größer. Das Wasser steigt nach oben wie in einem Wasserglas, das man vollgießt.

Das haben sie hier auch so gemacht, aber in diesem Tal lag vorher ein Dorf, und das wurde dabei überflutet. Die Menschen, die dort gewohnt haben, mussten ihr Zuhause verlassen und umziehen. Heute erinnert der Kirchturm, der zu hoch war, um unterzugehen, an dieses nasse Dorf.

Tolle Geschichten erlebt man auf Reisen!
Wir grüßen Euch ganz herzlich und legen uns jetzt mal etwas schlafen, wie die Eule. 
Bis bald, liebste Lieblingsmenschen, bleibt gesund und neugierig!


Die rosa Linie zeigt unseren Weg:
wir kamen vom Bodensee und sind gerade da,
wo der rosa Kreis ist: in einem Drei-Länder-Eck.
Die Schweiz, Italien und Österreich ecken da aneinander. – Irgendwie wollen wir weiter nach Salzburg,
und dann nach Wien,
und überhaupt in die ganze Welt.

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1 Gedanke zu „Eulenreise“

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